In den letzten Jahren haben sich dynamische Stromtarife zu einem regelrechten Hype entwickelt. Anbieter werben mit dem Versprechen, dass Verbraucher von günstigen Strompreisen an der Börse profitieren können – doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich dieses Versprechen als trügerisch. Die Möglichkeit, „billigen“ Strom direkt an der Börse zu beziehen, wird oft als vermeintlich große Chance dargestellt, die den Strommarkt revolutionieren und Haushalten finanzielle Vorteile bieten soll. Aber ist das wirklich der Fall? Ein kritischer Blick auf die Mechanismen hinter den dynamischen Tarifen offenbart, dass diese Versprechen oft nicht halten, was sie versprechen.
Wie funktionieren dynamische Stromtarife?
Zunächst einmal:
Dynamische Stromtarife basieren auf den Preisschwankungen an der Strombörse (z. B. der EPEX Spot in Europa).
Der Preis für Strom wird dort in Viertelstundenintervallen bestimmt und schwankt stark, abhängig von Angebot und Nachfrage. Wenn viel erneuerbare Energie ins Netz eingespeist wird, können die Preise sehr niedrig sein – manchmal sogar negativ, wenn ein Überangebot herrscht. Umgekehrt können die Preise in Zeiten hoher Nachfrage oder bei Stromengpässen massiv ansteigen.
Die Idee hinter dynamischen Tarifen ist simpel:
Endkunden sollen von diesen Schwankungen profitieren, indem sie ihren Verbrauch an die Zeiten niedriger Preise anpassen. Auf den ersten Blick klingt das attraktiv, doch die Realität sieht anders aus.
Die Tücken des „günstigen“ Börsenstroms
Wer profitiert wirklich?
Bei all den Versprechen von günstigerem Strom bleibt die Frage:
Wer profitiert tatsächlich von diesen dynamischen Tarifen?
In erster Linie sind es die Anbieter selbst, die auf ein lukratives Geschäftsmodell setzen.
Sie können Preisschwankungen nutzen, um ihre Marge zu optimieren, während der Endverbraucher in der Regel nur wenig Kontrolle über seine tatsächlichen Kosten hat.
Große Industriebetriebe, die viel Strom verbrauchen und ihre Prozesse flexibel anpassen können, sind die eigentlichen Gewinner der dynamischen Tarife. Diese Unternehmen haben die nötige Infrastruktur und können ihre Produktion auf Zeiten mit günstigen Preisen legen. Der durchschnittliche Privathaushalt hingegen ist in der Regel zu stark an seinen festen Tagesablauf gebunden, um wirklich von den dynamischen Preismodellen zu profitieren.
Fazit: Mehr Schein als Sein
Dynamische Stromtarife mögen auf den ersten Blick attraktiv wirken, doch für die meisten Privathaushalte sind sie mehr Augenwischerei als echte Ersparnis. Die Versprechungen von günstigem Börsenstrom blenden oft die realen Hürden aus, die mit dieser Art von Tarifen verbunden sind. Ohne technologische Ausstattung, Flexibilität im Verbrauch und das Wissen um die Funktionsweise des Marktes bleiben diese Modelle für den Normalverbraucher schwer zugänglich und riskant.
Für die Zukunft sind sicherlich innovative Lösungen denkbar, die dynamische Tarife zugänglicher machen. Doch bis dahin bleibt es kritisch, zu hinterfragen, ob diese wirklich den breiten Massen nutzen oder ob sie nur ein weiteres Beispiel für ein Produkt sind, das in erster Linie den Anbietern selbst zugutekommt.